Das Dürrsche Pendel


Jemand, der die Natur der „Dinge“ besser durchleuchtet hat als vieler seiner Kollegen, war der Physiker Hans-Peter Dürr. Wenn er von Kollegen aufgrund seiner tiefen und weiten Sicht auf und in die Dinge als esoterischer Narr verspottet wurde, tut es mir in der Seele weh, denn er hat seine Aufgabe am Ende darin gesehen, die Brücke zu schlagen, zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren.

Kein ernstzunehmender Physiker würde widersprechen, dass das Nicht-Greifbare das Greifbare in einer Art und Weise dominiert, die uns noch vollständig verschlossen ist. Dürr war sich bewusst, welch fatale Folgen die schizophrene Einstellung der Wissenschaft für die darin Beschäftigten und darüberhinaus für den ganze Menschheit und Welt hat. Die Wissenschaft sagt, wir erklären nur das was wir überprüfbar messen können ABER sie tut auch nichts dagegen, als die neue Weltkirche der absoluten Wahrhaftigkeit wahrgenommen zu werden. Wie bei einer zutiefst gespaltenen Persönlichkeit sieht man entweder, die eine Seite (wir wissen nur was wir messen) mal die andere Seite (Stichwort: zB David Hilbert) einer „Wir erklären Euch die ganze Welt“ geschwollenen Brust.

Das Pendel

Dürr hatte ein wunderschönes anschauliches Beispiel – das Pendel – mit dem er auch Laien sehr schön die absoluten Grenzen der Wissenschaft leicht aufzeigen konnte.

Steht ein einfaches Pendel im absoluten Equilibrium über seiner Achse, muss es sich entscheiden in welche der beiden Richtung es jetzt als nächstes fallen wird. In diesem absoluten Gleichgewichts-Punkt wirkt dann die Gravitation des gesamten Kosmos auf das Pendel und diese Entscheidung. Das Pendel im absoluten Gleichgewicht ist hypersensibel UND absolut nicht entscheidungsfähig – es wird also sehr wahrscheinlich zufällig nach links oder rechts fallen (niemand weiss bis heute die Ursache der Ursachen – Einstein hat das verrückt gemacht – der alte würfelt nicht) Denn das Pendel verbindet zum einen Alles miteinander (bzw. zeigt uns wie sehr wir alle miteinander in Beziehung stehen, ohne uns dessen bewusst zu sein) und es zeigt zum anderen, wie die mikroskopische Quantenwelt durchaus einen sehr direkten Einfluss auf den Makrokosmos hat.

Das Pendel ist absolut nicht vorhersehbar. Und zwar nicht weil es zu komplex oder zu dynamisch ist sondern aufgrund der Natur der Natur. Also grundsätzlich!

Das Selbst weiss selbst nicht so richtig

Es ist an dieser Stelle wichtig zu erfassen, warum die Bewegungen des Pendels nicht vorhersehbar sind – und zwar GRUNDSÄTZLICH von Natur nicht vorhersagbar.

Chaotische Bewegungen

Zum einen liegt das daran, das die Bewegungen des Pendels nicht-linear sind und aufeinander einwirken. Je mehr Pendel so miteinander verbunden sind, desto schneller führen allerkleinste Abweichung in Werten zu gravierenden Auswirkungen – es sind unvorsehbare mathematisch chaotische Bewegungsmuster. Dh. kleinste (nicht berücksichtigte und unberücksichtigenbare Mess-, Rechen-, oder Rundungsfehler führen zu ganz anderen Ergebnissen).

2. Zufall und Vorhersage Paradoxon

Zum andere gerät die Vorhersagbarkeit immer mehr in den Bereich der Zufälligkeit je mehr man weiss – je balancierter das Pendel ist. Es ergibt sich so ein unauflösbar paradoxes Dilemma zwischen Chaotischer Rechnung bei nicht exakten Wissen und Zufälligkeit bei vollständigem Wissen:

Wenn man NICHT alle Parameter kennt, dann verhält sich das mehrfach Pendel, unberechenbar chaotisch – mit teils unvorsehbar gravierenden Auswirkungen (Stichwort: Flügelschlag Schmetterling Taifun Metapher). Also versucht man alle Parameter zu messen und zu kennen, (mal abgesehen davon, dass das unmöglich ist, da die Messung selbst immer wieder neue Auswirkungen in und mit sich trägt) stösst man jetzt auf das Problem, dass das Pendel im absoluten Gleichgewicht, ALLE gravitativen Kräfte erlebt (denn Gravitation kennt keine Begrenzungen) somit auch alle feinste Quantenflukuationen deren Ursprung aber der probalistische Zufall ist. Dh. selbst bei Kenntnis aller Variablen hängt die Pendelentscheidung jetzt immer mehr vom Zufall ab.

Das Allwissende ist unwissend

Das Selbst, der Ursprung kennt sich selbst nicht so genau – Gott scheint doch (etwas) zu würfeln, allerdings mit einem 6-seitigen Würfel bei gleich-verteiltem Zufall. Also nicht ganz so erratisch sondern in jedem Moment 100% ausbalanciert und sicher!

Für die Wissenschaft heisst das genau dass was ja die Heisenbergsche Unschärfe ausdrücken möchte. Wir kennen zwar den Rahmen und das Ergebnis in diesem einen Moment aber alles andere bleibt uns mehr oder minder komplett verborgen. Vllt ja weil die Weisen schon immer Recht hatten, und eben nur das wirklich ist, was in diesem Moment gerade ist. Kein objektives Universum – weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft – aber sehr real (dingfest) im Moment, durch all die manifestierend wechselseitigen Bedingungen der momenthaften Aufnahmen und Wahrnehmungen zwischen uns allen!

Das hat massive Implikationen für das moderne Weltbild und unser Zusammenleben

  • Es gibt nur diesen Moment wirklich (dingfest)
  • Nichts ist materiell im Sinne von Atoma (ein no brainer der längst bewiesen ist)
  • Alles hängt mit allem zusammen und ist verbunden (unser Getrenntsein ist eine Illusion)
  • Es gibt keine objektiv letzte Wahrheit und keine absolute Vorhersagbarkeiten
  • Auch die kleinsten Wirkungen können massive Veränderungen auslösen!

Epilog: Die Wissenschaft muss erwachsen werden!

Geht man mal über die Sachebene hinaus, wird man übrigens feststellen, dass viel mehr Physiker und Naturwissenschaftler, an die Existenz des Metaphysischen aufgrund ihres erlangten Wissen glauben, als sie uns öffentlich vermitteln. Es gibt natürlich auch die puren Materialisten, die aber dann so ihre Probleme bekommen, bestimmte Effekte (Stichwort: spukhafte Fernwirkung) zu erklären.

Die Wissenschaft findet ihre rigorose Einstellung alles, wissenschaftlich nicht prüfbare, komplett auszublenden gut – weil es ansonsten die sogenannte Objektivität ihrer Forschung gefährden würde. Nur leider schiesst sie sich damit jetzt komplett ins Bein, weil der Rest der Menschheit diesem bewusst begrenzen Weltbild gefolgt ist – und ihn jetzt aber für die ganze und absolute Wahrheit hält – und eben nicht nur die bescheidene und begrenzte Sicht der Welt.

Das ist falsch, fahrlässig und fast schon kriminell, weil der nicht wissenschaftliche Mensch, jetzt an eine Story glaubt, die bestenfalls unvollständig und im worst case schlicht falsch ist. Kriminell ist es für mich, wenn der Wissenschaftler sich dessen bewusst ist und er nichts dagegen unternimmt. Er weiss, dass er sein Wissen selbst begrenzt hat, die Aufklärung darüber für den Rest der Welt aber ausgeblieben ist. Im Gegenteil – im Zeichen „der Aufklärung“ wurde alles nicht wahrnehmbare (aber dennoch ja wirkende) verbannt und mit Denkverbote belegt. Gott wurde eliminiert, natürlich weil der Mensch, dass Metaphysische zuvor übelst zu allem möglichen missbraucht hatte. Aber im Grunde war es nur das weltlich-klerikale Machtspiel weniger, was aber unser Weltempfinden maßgeblich und tiefgreifend beeinflusste.

Die Wissenschaft ist ein schönes Spielzeug aber mehr auch nicht, denn sie begrenzt sich selbst, weil sie es muss um überhaupt zu einer belastbaren Aussage zu kommen. Das Ganze ist nicht vorhersagbar, dass ist aber die Maxime der Wissenschaft. Und da wo ihre Vorhersagekraft endet, endet auch ihr Wahrheitsanspruch. Jeder Wissenschaftler, der was auf sich hält, weiss das – aber wie bei vielen Ärzten erliegt auch sein Ego dem allzu menschlichen Wahrhaftigkeitsnimbus des weissen (Labor)Kittels. Ich weiss, und deswegen bin ich (mehr als Du). Wissen ist das Ego des Wissenschaftlers und die zwei Seiten des Albert Einstein (und der Kollateralschaden den dieses Ego verursachte – viele Eseleien) sind ein schönes Bespiel, wie wenig wahrhaftig diese Wissenschaft oft ist, im Kontrast zu dem, wie sie sich öffentlich präsentiert. Sie ist eben keine reinen, wahren Daten sondern eben nur ein menschlicher Output.

Erkennt die Wissenschaft nicht ihre eigene reformatorische Aufgabe in Bezug auf eine 2. Aufklärung der Menschheit – wird sie, wie die Kirchen vor ihr, durch eine dunkele Zeit gehen müssen, um sich von ihrer (unbewussten) eigenen Hybris zu befreien. Denn die Menschen – und das ist das Interessante – spüren bereits diese Grenzen und lehnen sich gegen diese (zumal noch in sich begrenzte) Bevormundung eigentlich halb-blinder Wissenschaften auf. Die Wissenschaft kommt gerade öffentlich in Verruf ohne selbst zu begreifen warum eigentlich. Aber auch hier wird das Pendel ganz sich wieder fallen – auf die eine oder andere Seite – wer kann das schon vorhersehen.

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